Das Sternzeichen - Forum

...so, ich hoffe ich habe eine einigermaßen aussagekräftige Themenüberschrift gewählt.
Aus aktuellem Anlass im Vorstellbereich habe ich mir gedacht Bocklinchen und ich könnten uns hier ein wenig über unsere zwei Schalentierchen austauschen. Auch alle anderen, die Erfahrungen mit Krebskindern und -jugendlichen haben, von Berufswegen z. B., oder als Tante/Onkel, als Patentante/-onkel, Nachbar/Nachbarin, etc. etc.

Vllt. mögt ihr auch aus eigener Kindheit und Jugendzeit berichten.

...ich knüpfe also mal an Bocklinchens Frage an:
Mein Krebs ist 14Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Er ist seeehr introvertiert und braucht viiiiel Zeit für sich, in seinem Zimmer, seinem "Reich" fühlt er sich am Wohlsten. Er spricht wenig über das was in ihm vorgeht - im Großen und Ganzen kann ich damit umgehn, weil ich weis, dass ich ihm vertrauen kann - wenn gleich er auch ein ausgekochtes Schlitzohr sein kann. Ich staune immer wieder wie viel er mit seinen 14Jahren bereits wahrnimmt und versteht, bzw. erfühlt - wie gut er Menschen, oder Situationen "greifen" kann... .

Ich bin sehr stolz auf ihn

...ich weis, ich weis Lobhudelgedudel - aber als Mama nehm ich mir das Recht .

Ich bin zwar keine Mama von einem kleinen Scherenkrabbler, aber ich erzähle gerne ein bisschen aus meiner Kindheit 😊

Meine Mutter ist Waage und mein Vater ist Fisch. Da der Mond, bei mir Waage, im Alter "reift" (ich muss immer an so einen Laib Gouda denken 😅), war ich lange ein Papakind, weil wir einfach auf einer Welle schwammen. Das wirkliche Verständnis für meine Mutter kam erst je älter ich wurde.

Ich war auch ein ziemlich introvertiertes Kind und konnte viel Zeit mit mir selbst verbringen. Ich hatte auch eine blühende Fantasie, deshalb fand ich das gar nicht schlimm. Ich kann mich sogar noch an unsichtbare Freunde erinnern, die auch anders waren, als die realen. Wie soll ich das beschreiben? Diese unsichtbaren Freunde hatten ein "Allverständnis" für mich und waren immer für mich da.
Wenn ich etwas hatte, hab ich mich immer zurückgezogen, was meine Mutter so gar nicht verstanden hat. Gerade in der Pubertät war das schwer für mich. Meine Mutter wurde zwar langsam zu einer Freundin für mich, aber wenn ich ein Problem hatte hieß es nur: Ist doch alles nicht so schlimm, Schwamm drüber, guck mal was es alles tolles im Leben gibt, da hast du doch keine richtigen Probleme.
Mein Vater war derjenige, der dann sagte, das mich meine Mutter einfach in Ruhe lassen soll, das ich meine Zeit brauche. Mit ihm konnte ich dann auch reden.

Auf der anderen Seite habe ich aber fast immer gemerkt, wenn bei ihr irgendwas war. Ganz Waage hat sie aber kaum ein Wort darüber verloren, was mich dann wieder sauer gemacht hat. Ich hab ja gemerkt, das was nicht stimmt. Ich fühlte mich dadurch immer außen vor gelassen.

Ein kleines "Schlitzohr" war ich auch ☺ Ich hab es immer geschafft, mich rauszureden. Oder ich hab "manipuliert", wenn ich was wollte. So mit großen Augen und Wimperschlag. Und ich wusste genau, wie ich meine Eltern um den Finger wickeln konnte 🤭

Meine Oma war auch ein Krebs und sie war total mütterlich. Sie wohnte bei uns in der Nachbarschaft und wenn meine Eltern arbeiten waren, hat sie auf mich aufgepasst. Wenn ich krank war, kam sie mit sämtlichen Hausmittelchen dieser Welt an, machte geduldig Wadenwickel oder brachte mir alles was ich wollte. Wenn es Essen gab, hieß es nicht, dass gegessen wird was auf den Tisch kommt. Sondern ich wurde immer gefragt, was ich möchte. Aber Oma konnte mich auch gut um den Finger wickeln. Und am Ende hab ich dann doch gegessen, was auf den Tisch kam. In totaler Überzeugung, dass ich mir das ja beinahe selbst ausgesucht habe 😅

Ich war immer ein kleines Sensibelchen, was mich auch grade in der Pubertät genervt hat. Nach außen hab ich wenig gezeigt, aber ich hab mir viel zu Herzen genommen und darüber dann gegrübelt. Es war dann auch Oma, die sagte, ich solle froh darüber sein. Gefühle wären etwas ganz wichtiges auf der Welt.
Mein Opa, ihr Mann, war ein Skorpion. Ich glaube, ich hätte mich auch sehr gut mit ihm verstanden. Allerdings hätte er mich wahrscheinlich grade in der Kindheit am meisten zum heulen gebracht 🤭 Er muss sehr sarkastisch gewesen sein, aber ihre Ehe hielt über 50 Jahre. Die beiden waren übrigens väterlicherseits. Mit Oma Krebs, Opa Skorpion und meinem Vater Fisch, waren die 3 eine reine "Wasserfamilie". Sehr viel Gefühl was für mich genau richtig ist.

Das Leben als Krebs mit all den Gefühlen kann schon anstrengend sein. Weil man auch nicht immer weiß, wohin mit den Gefühlen. Der Rückzug war daher am wichtigsten für mich. Und die Ehrlichkeit, wenn was mit meinen Eltern war.
Wie ist das denn bei dir und deinem Krabbler, T.Pel? Merkt er auch bei dir, wenn irgendwas nicht stimmt? "Greift" er dich auch?

Ich danke dir, liebe Fruchtdrops, für den kleinen Einblick in deine krebsige Kindheit und Jugend. ;-)

Ja, das alles erinnert mich an meinen Teenie - leider hat er keine wässrige Unterstützung seitens seiner Familie - sein Vater und ich sind beide Bergziegen, ebenso wie meine Mutter. Sein Opa und mein Partner sind beide Wassermänner und die Tochter meines Partners, die wie eine kleine Schwester für ihn ist, eine Jungfrau. :-/

Meine Antennen für andere Menschen sind nicht die schlechtesten, was mein Glück ist, da es mir hilft so gut ich es kann auf eben diese sensible, bunte Innenwelt einzugehen. Mein Az. ist leider der Grund dafür weshalb ich selbst eine sehr kurze Lunte habe wenn mir etwas aufstößt. Dann brüllt die Löwin und vertreibt den Krebst mit dem Mond im Fisch, was mir einige Augenblicke später schon wieder leid tut. Ich bin dankbar dafür, dass meine Mutter mir die Fähigkeit mitgegeben hat aufrichtig damit umzugehen, wenn man selbst etwas falsches getan, oder gesagt hat. Ich habe immer viel mit meinem Sohn gesprochen und ihm vermitteln können, dass er aus meinem "Gebrüll" keinen Schuh machen darf, dass auch ich als Erwachsene alles andere als fehlerfrei bin und dass er so wie er ist ein ganz wunderbarer Mensch ist.

Ich würde mich selbst schon als recht gutmütig bezeichnen - ich kann brüllen, habe aber auch ein großes Herz - das weis er und er kriegt mich eben genau darüber. *lol* ...uns alle, nicht nur mich.

Ich glaube, dass er mich besser greifen kann als ich ihn, ja. Er merkt es auch, wenn es mir nicht gut geht - er fragt auch und bietet seine Hilfe an, aber das alles auf eine sehr unaufdringliche und er lässt es auch dabei bewenden, wenn ich nicht reden möchte. Wütend wird er nicht.

Ich selbst bin da schon eher so, dass ich darauf beharre, dass er mit mir spricht wenn mir mein Bauch sagt, dass bei ihm etwas im Argen ist. Da bin ich dann auch forsch, da ich ihn beschützen möchte. Ist er nicht in Gefahr, dann lasse ich ihn in Ruhe und räume ihm seinen Freiraum ein. Da kann ich mich sehr gut zurücknehmen, da ich spüre, dass er selbst klarkommt. :-)

Aber, ich muss dir ehrlich sagen, eben genau deshalb, weil er so ein Sensibelchen ist habe ich eine tiefe Angst, dass er es mit der Außenwelt nicht wirklich aufnehmen kann, dass ihm weh getan wird, etc. Nach außen hin wirkt er sehr "gechillt" weshalb Mädels und kleine Kinde auf ihn fliegen... . *lol* Aber ich weis wie es wirklich um ihn bestellt ist - ich weis, er kann nichts desto trotz zu einer starken Persönlichkeit werden - ich habe aber eben auch Sorge, dass er "unter die Räder kommt"... .

T.Pel
Fruchtdrops

Kein Lobgehudel - es ist einfach die Wahrheit, dass unsere Kleinen toll sind

Mein kleines Schalentierchen ist für mich als unheimlich erdiges Horn eine echte Herausforderung. Er kann so unglaublich anhänglich sein, möchte viel kuscheln, kann aber auch total verschlossen sein. Wenn er seine Ruhe möchte, ist sein Zimmer auch sein Reich. Normalerweise haben wir bis auf die Toilettentür und meine Schlafzimmertür keine geschlossenen Türen. Auch seine Tür steht fast immer offen. Fast. Denn wenn er seine Tür zu macht, ist das für mich ein klares Zeichen: ich möchte alleine sein. Ich musste auch früh lernen, dass ich anzuklopfen habe, wenn die Tür zu ist. Einfach so reinplatzen? Ohje, da kann er dann auch grantig werden.
Er kann sich auch sehr gut alleine beschäftigen. Manchmal macht mir das schon ein bisschen Sorgen, wenn draußen schönes Wetter ist, alle Kinder aus der Nachbarschaft spielen draußen, aber er möchte lieber mit Lego bauen. Wenn ich versuche ihn zu überreden, doch auch raus zu gehen, guckt er mich dann immer mit großen Augen an und sagt "Aber Mama, siehst du nicht, dass ich noch nicht fertig bin?"

Als er ganz klein war, waren fremde Menschen ein großes Problem für ihn. Auf den Arm oder an die Hand? Da gab es vielleicht ein Theater! Ruhe war erst, wenn ich ihn an die Hand nahm. Das ist ihm mit seinen 8 Jahren allerdings jetzt schon peinlich. Ebenso wie der Abschiedskuss in der Öffentlichkeit, wenn es bei mir zeitlich passt und ich ihn zur Schule bringe. Aber manchmal glaube ich, dass liegt noch nicht mal so an ihm selbst, sondern eher an den Sprüchen der anderen Kinder.

Ihm etwas verheimlichen kann ich nicht. Er ist jetzt schon so empfindsam, dass er fast immer merkt, wenn etwas los ist. Er wird zwar auch nicht wütend, aber ein wenig "penetrant". Er fragt so lange nach, bis ich schließlich mit ihm rede und es versuche, für ihn kindlich zu erklären. Er kann mir dann zwar bei dem Problem nicht helfen, aber ich merke das mir seine Anteilnahme doch gut tut.

Er ist wahnsinnig hilfsbereit. Nicht nur mir gegenüber, sondern auch seinen Freunden gegenüber. Wenn ich den Haushalt mache, dauert es nicht lang und er sagt, dass er mir helfen möchte. Weise ich ihn ab, merkt man richtig, wie seine Stimmung sinkt. Das gleiche auch mit seinen Freunden. Wir hatten einmal den Fall, dass er zum Nachbarskind spielen gegangen ist. Kurz nachdem er rüber ist, seh ich das Nachbarskind (etwa 3 Jahre älter) die Straße hochgehen. Ich stand auf dem Balkon und rief rüber, wo denn mein Kleiner sei. Er wäre bei ihm zu Hause und passt auf den kleinen, damals 5jährigen, Bruder auf, solange er eben schnell zum Kiosk geht. Wo denn die Mutter sei? Eben kurz im Keller, Wäsche machen. Da bin ich doch schon aus den Wolken gefallen. Nicht unbedingt wegen der Mutter und ihrer Wäsche, sondern mehr das mein Kleiner mal eben problemlos den Babysitter übernommen hat, statt selbst zum Kiosk zu laufen.

Ich habe durch seine gefühlvolle Art auch selbst gelernt. Ich bin eine Bergziege, die auf einem Erdhaufen wohnt. Gefühle zeigen ist jetzt nicht gerade mein Highlight. Aber durch ihn musste ich lernen, Gefühle zu zeigen. Einfach weil er es braucht.

Zitat von T.Pel im Beitrag #3

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Aber, ich muss dir ehrlich sagen, eben genau deshalb, weil er so ein Sensibelchen ist habe ich eine tiefe Angst, dass er es mit der Außenwelt nicht wirklich aufnehmen kann, dass ihm weh getan wird,

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